Handwerken in Wermelskirchen: Menschen lernen Holzbildhauerei

2022-10-26 14:36:10 By : Mr. David Chen

Dabringhausen Sie klopfen, sägen und hämmern: Die Teilnehmer des VHS-Kurses „Holzbildhauerei“ werden innerhalb von drei Tagen zu Künstlern. Was sie in dem Kurs gelernt haben.

Das dumpfe Klopfen schallt durch den Garten. Gabi Grollius blickt das Stück Holz unter ihren Händen nachdenklich an. Dann legt sie Beitel und Klöppel zur Seite und nimmt einen tiefen Schluck von dem heißen Tee. Neben dem Holz liegt eine Skizze, die sie gemeinsam mit Take Bijlsma entworfen hat. „Es wird ein Vogel“, sagt sie und streicht über das helle, weiche Holz, „eine Skulptur für das Wohnzimmer“. Dann widmet sie sich wieder dem Werkzeug und beginnt zu Klopfen. Kleine Späne fallen zu Boden und sie vertieft sich in ihre Arbeit. „Holzbildhauerei tut weh und sie tut gut“, wird sie später sagen und über die Rötungen an ihrer Hand streichen. Aber jetzt widmet sie sich erstmal ihrem Werk.

„Ich wünsche mir für die Teilnehmer des Kurses vor allem den Raum für ihre eigenen Ideen“, sagt unterdessen Take Bijlsma. Der Bildhauer lädt nicht zum ersten Mal unter dem Dach der Volkshochschule zum Wochenendkursus für Holzbildhauerei ein. Er kennt das Leben, das im Holz steckt. Er weiß um die riesige Palette von Farben und Kontrasten in den Hölzern. Und seine eigene Begeisterung für die Kunst und die Bildhauerei will er weitergeben. Drei Tage lang sind die Teilnehmer des Kurses in Werkstatt und Atelier im Kreativhaus „ARTistIN“ in Rölscheid zu Gast – aber schnell fühlen sie sich nicht mehr fremd, sondern wie Zuhause. Sie haben sich einen Platz an dem riesigen Holztisch unter freiem Himmel gesucht, der von einem Dach gegen die Witterung geschützt wird. Oder sie arbeiten an einem Tischchen etwas außerhalb. „Wir lernen nicht lange, wir machen“, sagt Take Bijlsma. Statt langer Erklärungen hat er den vier Teilnehmern am ersten Kurstag sein Holzlager präsentiert: Gabi Grollius hat dabei ein helles Stück gefunden, das ihren Ideen Flügel verlieh. Silke Muschler hat ein rustikales, dunkles Stück entdeckt. „Daraus wird eine große Schale“, sagt sie und deutet auf das Holz in ihren Händen. Mit Beitel und Klöppel hat sie bereits eine sichtbare Mulde aus dem Holz geschlagen. Mit jedem Schlag entdeckt sie eine neue Eigenart des Gehölzes.

Schule Das neue Semester an der Volkshochschule Bergisch Land hat im September begonnen. Kurse finden in Wermelskirchen, Burscheid und Leichlingen statt und reichen von beruflicher Bildung und Schulabschlüssen über kulturelle Bildung bis hin zu Sprachen und Familienthemen.

Info Alle Kurse und Angebote finden Interessierte im neuen VHS-Programm oder online: www.vhs-bergisch-land.de

Diese Erfahrung macht auch gerade Larsen Runkel. „Ich habe eine Auftragsarbeit zu erledigen“, sagt er und schmunzelt. Seine Frau wünsche sich für die Kindertageseinrichtung „Stöppken“ eine hölzerne Tafel. Also widmet sich Runkel an diesem Wochenende vor allem der Schrift im Schild. An einer Stelle allerdings hat das Holz nachgegeben, unter der Oberfläche hat ein Loch geschlummert. „Wir setzen eine kleine Prothese ein“, sagt Take Bijlsma.

Für die meisten ist die Arbeit mit Holz Neuland. „Ich habe vorher schon viel mit Stein gemacht“, erzählt Gabi Grollius. Nun habe sie den Kursus für die Holzbildhauerei entdeckt und sich mit ihrer Frau gleich für das Angebot angemeldet. „Das macht richtig Spaß“, sagt sie, „mal arbeiten wir mit dem schmalen Beitel und mal mit der Kettensäge.“ Und mit jedem Schlag und jedem Sägen verwandle sich das Kunstwerk unter ihren Händen wieder. „Man stellt sich das so einfach vor“, sagt auch Annette Langen, die gerade an einem Stück Olivenholz arbeitet, „aber es ist nicht so planbar, wie ich angenommen hatte.“ Aber auch an ihrem Tisch verwandelt sich das dunkle Holz immer mehr in eine Schale. „Ich bin eigentlich Autorin“, sagt sie. Die Lust an kreativer Arbeit habe sie nun zum Holz gebracht. „Ich bin gespannt, was am Ende dabei rauskommt“, sagt sie.

Take Bijlsma blickt den Schülern immer mal wieder über die Schulter, gibt Tipps und zeigt Techniken. „Hier muss nichts fertig werden“, sagt er, „jeder macht sein eigenes Ding.“ Und er beobachtet, wie die Kursteilnehmer immer mehr in der Arbeit mit dem Holz aufgehen. „Das kenne ich gut“, sagt er, „das warme Material, der ganz eigene Charakter des Holzes und der Rohstoff aus der Natur: Das macht die Faszination aus.“

Drei Tage lang klopfen, schlagen und sägen die Kursteilnehmer in Rölscheid. Die kleine Gruppe wächst schnell zusammen, bespricht Projekte und Ideen, an denen sie arbeitet. „Das ist ganz verwunderlich“, sagt Gabi Grollius und lacht, „in den Kunst-Kursen habe ich noch nie einen Blödmann getroffen.“ Vielmehr spüre man eine wohltuende Verbindung – und die braucht in der Holzbildhauerei keine Worte, sondern nur ein dumpfes Klopfen.

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