3D-Drucker gibt es inzwischen von einigen Herstellern und in verschiedenen Preiskategorien und die Ergebnisse sorgen auch 2022 noch immer für teils erstaunte Gesichter. Die Geräte werden zwar immer ausgereifter, dennoch muss ein gewisser Spiel- und Basteltrieb vorhanden sein: Ja, die bereits vormontierten Drucker laufen nach dem Auspacken und Aufbauen fast „Plug & Play“, letztlich aber ist das ganze noch immer Physik und mit der Zeit stößt man regelmäßig auf größere oder kleinere Probleme, bei denen man dann selbst Hand anlegen muss. In den meisten Fällen dürfte ein 3D-Drucker mit dem FDM-Verfahren, wie der von mir geliebte Prusa MINI+, in den Hobbyräumen genutzt werden. Die Drucker sind recht einfach aufgebaut, das Filament ist günstig und sie bringen je nach Modell und Einrichtung gute Ergebnisse zu Tage. In den letzten Jahren kam aber auch verstärkt 3D-Drucker auf den Markt, die auf Stereolithografie – kurz SLA – setzen.
Während FDM-Drucker im Kern wie eine bessere Heißklebepistole funktionieren (Kunststoff wird geschmolzen und möglichst sauber Schicht für Schicht übereinander gelegt), kommen bei SLA-Druckern lichthärtende Kunststoffe zum Einsatz. Grob zusammengefasst werden hierbei flüssige Harze auf die Druckplatte gebracht und mit Hilfe eines Lasers (beziehungsweise im Hobby-Bereich hochauflösendem Displays) in kürzester Zeit ausgehärtet. Beide Verfahren haben klaren ihre Vor- und Nachteile, der wohl größte Vorteil von SLA-Druckern ist zweifelsohne die Präzision und Qualität der erzeugten Drucke – zu den jeweiligen Stärken und Schwächen aber später noch ein paar Worte mehr. Ein Hersteller solcher Resin-Drucker ist unter anderem der chinesische Hersteller Elegoo, mit deren Mars 3 ich in den letzten Wochen meine ersten Gehversuche im SLA-Druck machen konnte.
Eine Warnung direkt vorab: UV-Kunstharz – sprich das zum Druck notwendige Resin – ist gesundheitlich nicht unbedenklich. Daher ist ein verantwortungsvoller und vorsichtiger Umgang geboten: Eine persönliche Schutzausrüstung mit Einweghandschuhen und Schutzbrille ist Pflicht, ebenso sollte der Drucker nur in gut belüfteten Räumen betrieben werden. Sprich: Kein Kontakt mit der Haut und keine Dämpfe. Ebenso müssen Reste, Rückstände und Abfälle des Resin in einem dicht verschließbaren Behälter gesammelt und sachgemäß als Gefahrstoff entsorgt werden.
Der Elegoo Mars 3 kommt in einem inzwischen fast schon typischen braunen Packkarton daher, der bei den meisten Shops auch gleich als Versandkarton genutzt wird – spart immerhin weitere Verpackungsmaterialien. Angst vor Bruch muss man aber dennoch nicht haben, denn die einzelnen Teile sind zusätzlich in Schaumstoffteile gepackt, die zu allen Seiten hin Schutz bieten. Wobei „einzelne Teile“ nach mehr klingt als es letztlich der Fall ist, denn der Drucker an sich ist in einem Stückverpackt. Zum restlichen Lieferumfang gehört neben dem Netzteil noch diverses Kleinwerkzeug wie Lackfilter, Kunststoff- und Metallspachtel, ein kleiner Seitenschneider und ein paar Inbusschlüssel und Ersatzschrauben. Auch eine erste Sicherheitsausstattung findet ihr vor, wobei man die Masken sicherlich vergessen kann. Zu guter Letzt gibt es noch den obligatorischen USB-Stick mit ersten Demo-Drucken sowie eine 1-Jahres-Lizenz für die Pro-Version des Chitubox-Slicer.
Das Auspacken der einzelnen Teile ist fast schon die meiste Arbeit, denn der Drucker kommt weitestgehend vormontiert daher. Es müssen lediglich die Schutzfolien vom Display, der Resin-Schale und des Deckels abgezogen werden, anschließend kann die Druckplattform mittels großzügiger Rädelschraube an der Z-Achse befestigt werden. Dauert alles in allem keine 15 Minuten und ist auch ohne das (nur englischsprachige) Mini-Handbuch machbar. Aufgebaut ist der Mars 3 wie auch seine SLA-Kontrahenten deutlich kompakter als die FDM-Verwandtschaft. Zum Vergleich, der aber ehrlicherweise aufgrund der unterschiedlichen 3D-Druckverfahren ein wenig hinkt:  Der Mars 3 bringt etwa 22,76 x 22,78 x 43,85 Zentimeter aufs Maßband, bei einem Bauraum von 14,3 x 8,96 x 17,5 Zentimetern. Der von mir fast 24/7 genutzte Prusa MINI+ wiederum benötigt eine Stellfläche von 38 x 38 x 33 Zentimeter bei einem Bauvolumen von 18 x 18 x 18 Zentimetern.
Das eigentliche Gehäuse ist aus schwarzem Kunststoffgehäuse gefertigt, der obere metallische Rand in einem Rotton akzentuiert, das Display ist mittig in der Front eingelassen, direkt über dem USB-Anschluss und dem Powerbutton. Aus der Kategorie „Kann man muss, muss man aber nicht“: Das Gehäuse selbst ist matt gehalten, der Bereich um das Display herum aber sehr großzügig mit schwarzem Hochglanzlack versehen. Die Abdeckung ist aus rot-transparentem Kunststoff (Fingerabdrücke ahoi!) und schließt bündig mit dem Metallrand des Druckers ab, allerdings muss man beim Mars 3 auf eine Gummidichtung verzichten. Mit aufgesetzter Haube besitzt der Drucker eine leicht rundlich-konische Form, die im Gegensatz zu den rechteckigen SLA-Modellen für eine gewisse Leichtigkeit sorgt und die Stellfläche des Druckers schmaler wirken lässt, als sie eigentlich misst.
Die übrigen Teile, sprich die fest mit dem unteren Gehäuse verbundene Z-Achse, sowie die Resinwanne und die sandgestrahlte Druckplattform bestehen aus Metall, wodurch der Mars 3 insgesamt sehr stabil und hochwertig wirkt. Wirklich viel gibt es an der Verarbeitung gar nicht viel auszusetzen, für einen SLA-Drucker im (mittleren) Preissegment ist die Verarbeitungsqualität absolut gelungen. Die einzelnen Teile fügen sich ohne negativ ins Auge fallende Spaltmaße zusammen, auch fühlbare oder gar scharfe Kanten sucht man vergeblich. Das 3,5 Zoll große Display ist ausreichend hell und reagiert ohne nennenswerte Verzögerung auf Berührungen. Einzig und allein die Blickwinkelstabilität könnte man als Kritikpunkt an dem Display aufnahmen – wäre allerdings höchstens etwas für die B-Note, da dies bei einem (SLA-)Drucker ehrlich gesagt nur bedingt ins Gewicht fällt.
Bevor mit dem Druck der auf dem USB-Stick beiliegenden Beispieldatei begonnen werden kann, muss man nochmal etwa 10 Minuten investieren und den Drucker nivellieren. Dazu muss zunächst der Resinbehälter abgenommen werden, der mit zwei Rändelschrauben an Ort und Stelle gehalten wird. Nun kann wie erwähnt die sandgestrahlte Druckplattform an der Z-Achse angebracht und die beiden kleinen Inbusschrauben mithilfe des beiliegenden Inbusschlüssels an der Druckplatte gelockert werden. Außerdem solltet ihr schonmal ein Blatt Papier – ich habe ein A4-Blatt halbiert – auf das Display legen. Soweit ist dann alles vorbereitet um die Nivellierung zu starten, was im Menü des Druckers erfolgt. Der Drucker fährt daraufhin die Druckplattform herunter und justiert sich dank druckempfindlicher Sensoren am untersten Punkt.
Um sicherzustellen, dass die Plattform nun plan und parallel auf dem Display aufliegt, muss mit der flachen Hand sanfter, gleichmäßiger Druck ausgeübt werden, während die zwei Inbusschrauben wieder angezogen werden. Idealerweise sollte sich das Papier nun mit minimalem Widerstand unter der Druckplattform herausziehen lassen – anderenfalls könnt ihr die Position über den Touchscreen in 0,1mm-Schritten hoch- oder runterfahren bis ihr das gewünschte Ergebnis erreicht habt. Wichtig hierbei: Ihr müsst das Ergebnis aktiv speichern, indem ihr im Menü einen Schritt zurück springt und die aktuelle Position über den Menüpunkt „Set Z=0“ als Nullpunkt speichern. Habe ich tatsächlich gerne vergessen und führt dazu, dass ihr den Spaß wiederholen müsst. Nehmt euch für die Nivellierung ausreichend Zeit auch wenn der Prozess etwas nervig, denn eine gut gelevelte Plattform ist das A und O wenn es um die Haftung der Drucker auf der Druckplattform geht. Im Normalfall muss das ganze auch nur einmal erledigt werden.
Nun kann es dann auch an die Vorbereitungen des ersten Drucks gehen. Dazu schraubt ihr das VAT-/Resinbecken wieder auf, wobei ihr darauf achten solltet, dass sowohl das Display, als auch die Folie nicht zu sehr verkratzt werden. Nun könnt ihr das ausgewählte Design in vorsichtig in den Behälter gießen, wobei dieser eine Minimal- und Maximal-Markierung besitzt, die gerne hätte etwas deutlicher ausfallen dürfen. Wichtig: Nutzt eine Maske und Handschuhe, denn je nach Resin kann das bereits unangenehm riechen und ist wie eingangs erwähnt auch nicht unbedingt als gesund zu betrachten. Da der Drucker selbst kein WLAN besitzt, müsst ihr eure geslicten Druckdateien gezwungenermaßen per USB-Druck in den Drucker befördern. Wie so oft muss das für den ersten Testdruck nicht manuell gemacht werden, sondern Elegoo liefert mit den obligatorischen Rock-Tower ein entsprechendes Modell mit. Auf dem Display „Print“ auswählen, anschließend die gewünschte Datei auf dem Stick und schon geht es los.
Wie auch bei FDM-Druckern müssen die gewünschten Druckmodelle mit einem Slicingtool erst in eine für 3D-Drucker verständliche Sprache umgewandelt werden. Während es aber für andere Drucker diverse Slicer zur Auswahl gibt, ist die Auswahl beim Elegoo Mars begrenzter. Da in dem Drucker ein Mainboard von ChiTuBox werkelt, ist man entweder auf den hauseigenen und gleichnamigen Slicer oder dem 3rd-Party-Slicer Lychee gebunden. Wer vorher vom PrusaSlicer oder Cura verwöhnt wurde, der muss sich zunächst etwas umgewöhnen, denn nicht nur, dass beim SLA-Druck vieles anders ist, ist auch die Oberfläche auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig. Ja, man findet sich nach einiger Zeit in beiden kompatiblen Slicern zurecht, sie liefern alle notwendigen Werkzeuge und Einstellungsmöglichkeiten für die Optimierung des Drucks. An den PrusaSlicer oder Ultimaker Cura kommen aber beide Anwendungen nicht wirklich heran.
Was beim Slicen eines SLA-Drucks im Gegensatz zum FDM-Druckobjekt wichtig ist: Während man bei FDM-Druckern Supportstrukturen vermeiden sollte wo möglich, sind diese bei SLA-Druckern fast schon notwendig. Druckt ihr ein Modell direkt auf der Druckplattform, bekommt ihr dieses bei ordentlich gelevelten Druckern nur schwer von der Plattform ab. Grob gesagt sollten Druckobjekte immer etwa im 45 Grad-Winkel platziert werden – natürlich so, dass dennoch möglichst wenig Support genutzt werden muss. Sowohl Chitubox als auch Lychee bieten hierzu eine automatische Generierung an, die sicherlich nicht 100% optimal ist, aber bei allen meinen Testdrucken zu einem solidem Ergebnis führte. Was ich auch gerne gemacht habe: Den Druck im PrusaSlicer automatisch ausgerichtet und mit Supportstrukturen versehen und das geslicte Modell dann als STL gespeichert und anschließend in Chitubox für den Elegoo Mars 3 geslict.
Von Chitubox gibt es im übrigen zwei verschiedene Versionen: eine kostenlose Basic-Variante und eine Pro-Version, die nur im jährlichen Abonnement (und auch nur für Windows) zu haben ist – schlägt dann mit rund 170 US-Dollar zu Buche, allerdings legt Elegoo einen Gutschein für eine 1-Jahres-Lizenz bei. Die Pro-Version bringt einige nette Zusatzfunktionen mit, beispielsweise die Reparatur von Modellen, umfangreich justierbare Suports, verschiedene Slicing-Parameter für mehrere Objekte und einiges mehr. Sicherlich ganz nett, allerdings erhöht das Mehr an Vielfalt natürlich auch mögliche Fehlerquellen. Für den Anfang (und wenn man eher als Hobby-Nutzer unterwegs ist) dürfte die kostenlose Version ausreichend sein, denn es hilft ja auch nicht viel, wenn man von der Hülle an Fülle erschlagen wird.
Dinge wie die Verarbeitungsqualität, Einrichtung und die Slicing-Software sind sicherlich nicht unwichtig, entscheidend ist aber natürlich die Druckqualität. Bringt ja alles nichts, wenn man die B-Noten exzellent meistert, die Druckergebnisse dann aber nichts taugen. Kurz und schmerzlos: Da gibt es beim Elegoo Mars 3 kein Grund zur Traurigkeit. Der Mars 3 besitzt ein leistungsstarkes Ultra-4K-Monodisplay mit 4.098 x 2.560 Pixel, welches von einer COB-Lichtquelle beleuchtet wird und kann Schichtdicken von 0,01 bis 0,2mm umsetzen. Im Vergleich dazu arbeiten klassische FDM-Drucker mit einer Schichthöhe von 0,2mm bei 0,4mm-Düse. Mit meinem Prusa MINI+ komme ich mit 0,4mm-Nozzle auf 0,05-0,07mm je Schicht, allerdings steigt die Druckzeit überproportional an. Natürlich steigt auch bei SLA-Druckern die Druckzeit, je niedriger die Schichthöhe gewählt ist – dennoch sind sie flotter unterwegs.
Meine Testobjekte habe ich mit den Standardeinstellungen in Chitubox geslict, sowohl was die die Drucker- als auch die Resin-Einstellungen betrifft. Heißt also 0,05mm Schichthöhe und eine Belichtungszeit von 30 Sekunden für die ersten, beziehungsweise 2,5 Sekunden für die übrigen Schichten. Die Ergebnisse waren wirklich stark, insbesondere was filigrane Details betrifft, bei denen SLA-Drucker auch bei gleicher Schichthöhe den FDM-Modellen deutlich übertrumpfen. Man kann auf den Drucken mit bloßem Auge kaum Schichten erkennen, dafür sind auch kleinste Details sehr ausgeprägt – Minas Tirith ist ein gutes Beispiel dafür. Einzig die Supportstrukturen können das Druckbild etwas unschön gestalten, je nach Modell muss man sich also ein paar Gedanken um die Ausrichtung des Objektes und der Supportstrukturen machen. Aber wie auch bei Filament-Druckern gilt: Die Qualität der Druckergebnisse steigt proportional mit der gesammelten Erfahrung. Wichtig sind eben erste Erfolge und die liefert der Mars 3 nahezu out of the box ab.
Ist der Druck abgeschlossen, fährt die Plattform des Mars 3 zunächst ganz nach oben und die Druckobjekte hängen kopfüber herunter. Dies solltet ihr zunächst eine gewisse Zeit mitsamt aufgesetzter Haube stehen lassen, damit überschüssiges Resin abtropfen kann. Wer das ganze ein wenig beschleunigen und mehr Resin abtropfen lassen möchte, der findet auf den gängigen Plattformen Halterungen, mit denen die Druckplattform schrägt aufgehangen werden kann. Nach dem Abtropfen geht dann die Sauerei los: Habt ihr die Druckplattform entnommen und wollt die Druckobjekte lösen, werdet ihr merken, dass dies gar nicht mal so einfach ist. Mit steigender Fläche auf dem Druckbett steigt auch die Haftung, übrigens auch einer der Gründe für die Nutzung der Supportstrukturen. Kurioserweise druckt Elegoo seine Test-Türme direkt auf der Platte und bereits die sind extrem schwer zu lösen.
Da die Objekte noch nicht ganz durchgehärtet sind, solltet ihr direkte Krafteinwirkung auf diese vermeiden – von unschönen Abdrücken bis Verformungen bekommt ihr vieles geboten, aber keine schönen Druckergebnisse. Nutzt zum Entfernen am besten den beiliegenden Kunststoff-Spachtel und entfernt die Objekte vorsichtig vom Druckbett. Eine spürbare Vereinfachung brachte es, die Druckplattform für ein paar Stunden ins Tiefkühlfach zu legen, anschließend fielen die Drucke fast von alleine ab. Während dieser Zeit steht der Drucker aber natürlich still, sofern ihr keine Zweitplattform euer Eigen nennt. Letztlich lässt sich die Haftung bzw. das Lösen über die Belichtungszeit der ersten Schichten optimieren; wobei man sich schrittweise an den Sweetpot zwischen ausreichender Haftung während des Drucks und einem möglichst einfachem Lösen herantasten muss und sich dieser von Resin zu Resin unterscheiden kann. Wie gesagt: Erfahrung macht viel aus.
Habt ihr die Drucke von der Druckplatte bekommen, müsst ihr sie noch waschen und aushärten. Ersteres wird in der Regel mit Isopropanol gemacht, wobei es inzwischen auch mit Wasser abwaschbares Resin gibt. In beiden Fällen kann dies aber eine große Sauerei werden und egal ob Isopropanol oder Wasser: Es darf definitiv nichts ins Abwasser, sondern muss gesammelt und auf dem Gefahrstoffhof entsorgt werden. Zur Reinigung gibt es verschiedene Vorgehensweisen: Die einen säubern die Drucke mit einem Pinsel, andere legen die Objekte einfach einige Zeit in den Alkohol greifen auf Ultraschallreiniger zurück (Ich!). Nach der Reinigung erfolgt dann die finale Aushärtung, entweder in dem ihr das Modell vor eine UV-Lampe stellt oder einfach in die Sonne, was allerdings einige Stunden dauern kann. Wer viel druckt, der sollte die Anschaffung einer „Wash & Cure“-Station ins Auge fassen, denn von Hand ist es eine große Sauerrei und auf Dauer auch nervig.
Die Druckplattform könnt ihr ebenfalls mit Isopropanol reinigen und sofern ihr mit dem gleichen Resin fortfahren wollt, könnt ihr diese einfach wieder anschrauben und loslegen. Wollt ihr hingegen mit einem anderen Resin drucken, wird es ein wenig aufwendiger. Zunächst müsst ihr das restliche Resign aus dem Becken zurück in die Flasche kippen. Hierzu besitzt der VAT-Behälter eine kleine Ausschütthilfe, dennoch kann ein Trichter nicht schaden. Damit Verunreinigungen nicht ebenfalls den Weg in die Flasche finden, sollte zusätzlich ein Filter genutzt werden. Elegoo legt hierzu handelsübliche Lackfilter aus Papier bei, die zwar ihren Zweck erfüllen, aber eben auch nur einmal genutzt werden können. Als praktisch und hilfreich habe ich hierbei ein Set aus Silikontrichter und Edelstahlsieb angesehen, durchaus zu empfehlen. Anschließend das Becken mit noch mehr Isopropanol reinigen und schon kann es wieder befüllt werden. Noch gründlicher wäre es, den Behälter vor der Reinigung einige Zeit lang von einer UV-Quelle beleuchten zu lassen, wodurch die Reste hart werden und gründlicher entfernt werden können. Aber auch ohne diesen Schritt liefen die Resin-Wechsel problemlos ab – aber ungleich aufwendiger als eine Filamentrolle zu wechseln.
Wie man schon aus der groben Skizzierung erkennen kann: Der SLA-Druck ist nicht besonders nachhaltig, zumindest wenn man einmal den bei der notwendigen Nachbearbeitung anfallen Abfall betrachtet. Mit der Zeit lässt sich aber zumindest ein Teil des Mülls zu vermeiden – besagte Mehrwegtrichter und -filter sind da lediglich ein kleines Puzzlestück. Wenn ihr auf Kunstharz setzt, der mit Isopropanol gereinigt wird, legt euch am besten direkt einen oder mehrere Kanister zu, denn mit gängigen 1l-Gebinden kommt ihr nicht weit. Kann man natürlich häufiger verwenden, indem man nach der Reinigung das gesättigte/trübe Alkohol-Kunstharz-Gemisch in einen UV-durchlässigen Behälter füllt und ein paar Tage nach draußen stellt. Die Resinreste beginnen dann auszuhärten und Flocken zu bilden, die man anschließend mithilfe eines Filters von der Flüssigkeit trennen kann. Funktioniert natürlich auch mit Wasser, sofern dies euer Resin erlaubt. Die Flüssigkeiten dürfen aber weder in den Restmüll oder in den Abfluss, sondern gehören auf den Wertstoffhof – egal ob Isopropanol oder Wasser, egal ob gereinigt oder nicht.
Die Druckgeschwindigkeit habe ich bewusst ausgespart, da diese von vielen Faktoren abhängig ist und 3D-Druck mit einem Grad an Qualität grundsätzlich Geduld erfordert. Natürlich vor allem von der Größe des Druckobjektes, aber auch von der gewählten Schichthöhe und der Belichtungszeit. Im groben Quercheck mit gleichen Modellen und ähnlicher Qualität zeigte sich aber, dass der Mars 3 einiges schneller druckt als der Prusa MINI. Dies klafft weiter auseinander, je mehr Fläche der Druck einnimmt: Da beim SLA-Verfahren die einzelnen Schichten per Display erzeugt werden, ist es egal, ob der Druck extrem klein oder vollflächig ist. Dies führt dazu, dass es sich lohnen kann, mehrere Objekte gleichzeitig zu slicen. Ob ihr von einem Modell nun nur eines oder ein Duzend druckt, spielt bezüglich der Druckzeit keinerlei Rolle. Oder anders: Die Druckzeit hängt alleine an der Höhe des Objektes.
Die Lautstärke des Elegoo Mars 3 während des Drucks bezeichne ich als recht leise, zumindest im Vergleich zum FDM-Druck. Natürlich sind auch SLA-Drucker nicht gänzlich still, bauartbedingt man kann aber im Grunde nur die Z-Achse und die Lüfter summen hören. Deutlich auffälliger ist da schon die Geruchsentwicklung, insbesondere weil der Mars 3 auf Gummidichtung und Luftreiniger verzichten muss. Da die Dämpfe aber per se nicht gesund sind, sollte man den Betrieb im Wohnraum vermeiden oder zumindest für eine gute Durchlüftung sorgen, außerdem können universelle Kohlefilter unterstützend wirken. Am besten ist der Drucker aber im unbewohnten Bereich aufgehoben, wobei auch hier für eine gute Belüftung gesorgt werden sollte. Wie Geruchsintensiv der Betrieb ist, hängt aber zu einem Großteil auch vom verwendeten Resin ab, die Unterschiede fallen recht groß aus – und dann nicht nur zwischen Isopropanol- und Wasser-tauglichen Kunstharzen.
Inzwischen gibt es zwar eine größere Auswahl an Kunstharzen, bei der Vielfalt können FDM-Drucker hingegen deutlicher punkten. Mal davon abgesehen, dass Filament inzwischen in unzähligen Farben und Eigenschaften (flexibel oder nachtleuchtend sind nur zwei Beispiele) verfügbar ist und die Farbauswahl beim Resin vergleichsweise begrenzt ist, geht auch die Haltbarkeit klar an PLA, PETG und Co. Zwar werben einige Hersteller mit ABS-ähnlichen Kunstharzen, den Meinungen nach hinkt der Vergleich. Für kleinere bis mittelgroße Drucke die keine mechanische Funktion aufweisen, ist das Standard-Resin ausreichend stabil, geht es aber um funktionelle Drucke, schlägt sich sogar das eher als spröde bekannte PLA einiges besser. In einer Sache ist Kunstharz aber dem Filament überlegen: Transparenz. Druckt ihr mit klarem, transparenten Resin, ist dieses zumindest bis zur Nachbearbeitung fast wie Glas.
Die Folie des Resin-Behälters ist übrigens Verbrauchsmaterial. Je sorgsamer ihr mit dem Behälter umgeht, umso weniger Kratzer bilden sich auf dieser – was die Druckqualität möglichst lange erhält. Aber auch mit größter Vorsicht nutzt sich die Folie irgendwann ab und lässt weniger UV-Licht hindurch, was wiederum zu einer abnehmenden Druckqualität führt – oder gar zu nicht haftenden Drucken. Glücklicherweise müsst ihr aber nicht gleich einen neuen Tank kaufen, sondern könnt die VAT-Folie austauschen. Diese gibt es für diverse Drucker auf den gängigen Verkaufsplattformen (und auch direkt vom Hersteller). Der Wechsel ist wahrlich kein Hexenwerk, allerdings etwas nervig, da dazu 34 Mini-Schrauben gelöst und nach dem Einspannen der neuen Folie wieder eingeschraubt werden müssen.
Bei dem Elegoo Mars 3 handelt es sich um meinem ersten Ausflug ins Thema SLA-Drucker, nachdem hier nun schon seit über zwei Jahren der kleine Prusa seinen Dienst verrichtet. Bleiben wir zunächst beim Mars 3 selbst, der insgesamt ein sehr positives Gesamtbild abgibt. Mit einem Straßenpreis von knapp 300 € ist er ein idealer SLA-Drucker für den Einstieg, zeigt in der Verarbeitung eigentlich keine nennenswerten Schwächen, besitzt einen für den Anfang ausreichend großen Bauraum und liefert dank des hochauflösenden 4K-Mono-Displays auf Anhieb wirklich sehr gute Ergebnisse. Die erste Inbetriebnahme gestaltet sich als simpel, lediglich in den Chitubox-Slicer muss man sich etwas herein fuchsen – andere Slicer holen Neulinge schon besser ab. Insgesamt aber klappt auch das recht zügig und mit Standard-Einstellungen lassen schnell sehr gute Druckergebnisse erzielen, der Rest kommt mit der Zeit.
Was man aber auch sagen muss, wenngleich dies nicht dem Mars 3 geschuldet ist, sondern ein prinzipieller Nachteil von SLA-Druckern: Der Druck selbst ist nur die halbe Miete, einen Großteil der Zeit nimmt die Nachbearbeitung (Waschen und Aushärten) in Anspruch. Das kann auf Dauer schon nervig werden, da würde ich mir auf kurz oder lang besagte Wasch- und UV-Station zulegen. Aber auch mit einer solchen fällt literweise Gefahrgut (sei es nun Isopropanol oder Wasser) und weiterer Müll wie Handschuhe und Küchenrollen an. Wenngleich man einen Teil des Abfalls mit der Zeit durch Erfahrung und Optimierung der Arbeitsschritte vermeiden kann, sind die laufenden Kosten für den SLA-Druck ungleich höher als beim gängigen Filament-Drucker, bei dem eigentlich nur das Filament regelmäßige Kosten verursacht (und vielleicht dann und wann mal eine neue Druckplatte).
Letztlich kommt es immer darauf an, was ihr mit einem 3D-Drucker erschaffen wollt: Sind es eher funktionelle und größere Objekte, vielleicht auch noch flexibel oder besonders stabil, dann wäre zweifelsohne der FDM-Druck das Mittel eurer Wahl. Sollen die Drucke hingegen detailreicher ausfallen und als primäre Funktion Deko auf der Stirn stehen haben (Tabletop-Figuren sind ja gerne genommen), dann stehen SLA-Drucker ganz oben auf dem Treppchen. Da muss man eben für sich abwägen, wie filigran die Druckergebnisse sein sollen und ob der Mehrwert in Relation zum Aufwand und den Kosten passt, denn die beiden Dinge muss man definitiv im Hinterkopf behalten, wenn man mit dem Thema SLA liebäugelt. Wenn euch das aber nicht davon abhalten sollte, dann bekommt ihr mit dem Elegoo Mars 3 einen soliden Einstieg, der mit euren SLA-Erfahrungen mitwächst.
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