OÖ spielt bei Kunststoff in der globalen Top-Liga mit

2022-10-26 14:33:06 By : Ms. Olivia Hua

Weltgrößte Kunststoffmesse in Düsseldorf: Nachhaltigkeit und Recycling als Megatrends – 3000 Aussteller

Die weltgrößte Kunststoffmesse K 2022 in Düsseldorf sprengt alle Dimensionen: 3037 Aussteller aus 60 Ländern präsentieren bis 26. Oktober sieben Tage lang ihre Produkte. 250.000 Besucher werden erwartet.

Mitten drin sind 42 Firmen aus Oberösterreich, die — wie Engel Maschinenbau und Erema Recyclinganlagen — weltweit bekannte Marktführer und mit ihren Technologien auch Trendsetter sind. Der Megatrend heuer ist eindeutig Nachhaltigkeit und Recycling — wie geschaffen für Erema aus Ansfelden (295 Mio. Euro Umsatz, 850 Mitarbeiter). Firmenchef Manfred Hackl: „Kunststoff kann genauso wie Papier und Glas gesammelt und recycelt werden.“

Die Nachfrage ist gut — Hackl erwartet im per 31. März endenden Geschäftsjahr 2022/23 ein Plus von rund 20 Prozent auf 350 Millionen Euro. Dennoch bereitet ihm die Energiekrise große Sorgen. Hackl: „Wir haben bereits Kunden, die ihre Maschinen wegen des Strompreises abstellen.“ Das darf nicht sein, zumal Recycling von Kunststoff eines der Kernthemen der Zukunft sei. Nachhaltigkeit hat sich auch Maschinenbauer Engel aus Schwertberg (1,5 Milliarden Euro Umsatz, 7000 Mitarbeiter) auf die Fahren geheftet. Der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft brauche neue Ideen, so Technikvorstand Gerhard Dimmel.

Auf der K präsentierte Engel eine Technologie, mit der recyceltes PET künftig nicht nur bei Trinkflaschen, sondern auch bei Schalen eingesetzt werden kann. Für 2023 erwartet Dimmel zwar noch einen Umsatzanstieg auf 1,6 Milliarden Euro.

Dimmel: „Der Bestelleingang wird aber ein bisschen pessimistischer gesehen.“ Das Ziel für die oö. Kunststoffbranche laute: Kreislaufwirtschaft bis 2030. Und das sei nur mit Innovationen, Digitalisierung und Vernetzung umsetzbar, so Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner auf der K. OÖ habe dabei einen ganz besonderen Vorteil: „Wir haben hier alle Betriebe entlang der Wertschöpfungskette vor Ort — vom Granulat bis zum Recycling — das ist einzigartig auf der Welt“.

Die Vernetzung dieser Betriebe sei eines der Erfolgsrezepte auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Auch der Hersteller von Extrusionsmaschinen SML aus Redlham (147 Millionen Euro Umsatz, 400 Mitarbeiter, Prognose 2022: 180 Millionen Euro) folgt dem Nachhaltigkeitstrend: „Unsere Maschinen sind bereits in der Lage, Folien mit 30 Prozent Recyclat-Anteil zu produzieren“, sagt SML-Chef Karl Stöger.

Eine dieser hausgroßen Maschinen wurde bei der Messe an einen brasilianischen Kunden verkauft. Der Kostenpunkt liegt je nach Ausstattung bei 5,5 – 6,5 Millionen Euro. Insgesamt gibt es in Oberösterreich 220 Kunststoffunternehmen, die zuletzt einen Umsatz von 10,03 Milliarden Euro erzielt haben. Das sind 50 Prozent des österreichweiten Branchenumsatzes.

Auf der K sind weiters Borealis, Greiner Extrusion, Fill, Keba, Lithos, Agrana, Forpet und die Haidlmair GmbH vertreten. Haidlmair mit Sitz in Nußbach produziert Formen, aus denen mit Hilfe von Spritzgussmaschinen Getränkekisten gefertigt werden. Pro Form (Kostenpunkt rund 500.000 Euro) können bis zu fünf Millionen Stück Kisten gefertigt werden. Kunststoff sei unter Druck — Mehrweglösungen wie sein 6er-Träger für Bierflaschen deshalb gefragt, so Firmenchef Mario Haidlmair.

Im Vorjahr hat Haidlmair — einer der weltweit größten Formenhersteller in privater Hand — mit 550 Mitarbeitern 72 Millionen Umsatz erwirtschaftet. Prognose heuer 20 Prozent Plus. In derselben Branche ist das Familienunternehmen ifw Otte aus Micheldorf tätig. Mit 220 Mitarbeitern werden Werkzeuge hergestellt, mit denen Kunststoff-Fittinge (Rohrverbindungen) produziert werden. 15 Prozent des Gruppenumsatzes von zuletzt 32 Millionen Euro werden laut Geschäftsführer Gerald Neudeck mit der Autoindustrie erwirtschaftet.

„Kunststoffe sind aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften im täglichen Leben unverzichtbar“, sagt Martin Bergsmann, Technologiesprecher der Sparte Industrie in der WKOÖ. Für ihn wie für Hackl, der zugleich Kunststoffcluster-Beiratssprecher ist, gelte es nun, die Stärkefelder auszubauen. Hackl: „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kunststoffbranche in OÖ ist systemrelevant“.

Der Autor nahm auf Einladung der WKOÖ an der Reise zur Messe nach Düsseldorf teil.

Um Ihre Meinung zu posten, müssen Sie bei Facebook registriert und angemeldet sein.